Hans Schaub brennt für Zunderschwämme. Aus dem Fruchtkörper der Baumpilze drechselt der Thüringer erstaunliche Objekte.

Foto: MAFELL AG

Hans Schaub findet, er sei „etwas verrückt“. Aus Baumpilzen an der Drechselbank Schalen, Töpfe, Kugeln und Vasen zu machen, darauf muss man auch erst mal kommen. Und mit dieser Verrücktheit ist der gelernte Böttcher und Schreiner wohl weltweit allein. Schaub steht in seiner Werkstatt mit der vielsagenden Adresse „Buche 12“ in Zeulenroda und erzählt begeistert von seiner Leidenschaft für Baumpilze.

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Besonders der Zunderschwamm, der meist an Buchen und Birken wächst, hat es ihm angetan. Dass sich aus Teilen von Baumschwämmen durch zeitaufwändige Bearbeitung – Trennen, Einweichen, Kochen, Ziehen, Klopfen, Pressen, Trocknen, Schäften – Gebrauchs- und Kunstgegenstände herstellen lassen, ist ein Jahrhunderte altes Wissen. Schaub hat sich lange damit beschäftigt und sogar ein Buch darüber geschrieben. Was ihn wurmte: Die „Röhrenschicht“ des Schwamms, der Fruchtkörper, wird seit Menschengedenken als unbrauchbar weggeworfen.

Dann hat Schaub eine Idee, die ihm keine Ruhe mehr lässt. Als Böttcher hat er in seiner Werkstatt eine professionelle Drechselbank stehen. Lässt sich vielleicht aus der Röhrenschicht des Schwamms, dem Fruchtkörper, etwas drechseln? Schaub hat Zeit. Nachdem er mit der Bandsäge die übrigen Teile entfernt und die Drechsel-Rohlinge grob zurechtgeschnitten hat, lässt er sie fünf bis sechs Monate bei 20 Grad trocknen. „Dann sind sie fest, aber nicht hart genug für die Drechselbank“, berichtet uns Schaub. Deshalb leimt er vor der Bearbeitung Aufnahmen aus Massivholz auf die Rohlinge, die er vorher noch mit Möbellack verhärtet.

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Manchmal tun sich nach der ganzen langen Vorbereitung unerwartet Wurmlöcher auf. „Das ist dann halt Pech“, meint Schaub schulterzuckend. „Aber es gibt Mittel und Wege, um sie zu füllen“, erklärt er lächelnd und rückt seine kunstvolle Schildmütze zurecht – gefertigt aus geklopften Tramalappen des Zunderschwamms. Eine Besonderheit ist auch, dass Schaub den kompletten Schwamm restlos verarbeitet. Was er nicht zum Drechseln oder Klopfen verwendet, wird zum traditionellen Feuerzunder.

In Neustadt am Rennsteig sind Schaubs Arbeiten längst im Museum zu sehen. Die Lokalpresse nannte sie eine „Weltneuheit“. „Die Vorstellung, ich könnte etwas Neues erfunden haben, kann ich noch nicht so richtig nachvollziehen, es sieht aber im Moment so aus“, stellt Schaub nüchtern, aber auch ein bisschen stolz fest. Zum Abschied überreicht uns Hans Schaub eine farbig geprägte Visitenkarte. Hergestellt aus selbstgegossenem Pilzpapier.